Wisst Ihr, welches Wort in der Google-Suche mit am häufigsten im Zusammenhang mit dem Vizsla eingegeben wird? „Problem“! Es scheint viele Menschen zu geben, die Vizslas typische „Probleme“ zuschreiben, die sich aus meiner Sicht aber nur teilweise auf die Rasse zurückführen lassen. Ich habe in diesem Blogbeitrag versucht, sechs dieser vermeintlichen „Probleme“ zusammenzufassen und aufzuzeigen, wie sich die meisten davon mit konsequentem Training beheben lassen.
Leinenführigkeit
Entspanntes bei Fuß gehen bei durchhängender Leine – eine Baustelle, an der auch wir in manchen Situationen noch immer arbeiten. Da der Vizsla ursprünglich dafür gezüchtet wurde, vor seinem Jäger zu laufen und Wildfunde so früh wie möglich durch das rassetypische Vorstehen anzuzeigen, fällt vielen Hunden gerade die Leinenführigkeit schwer. Insbesondere in reizintensiven Situationen heißt es hier: Ruhig bleiben und sich nicht stressen lassen. Am besten trainiert Ihr das gewünschte Verhalten an der Leine jeden Tag und in unterschiedlichen Situationen. Lobt Euren Vizsla, wenn er sich richtig verhält und begrenzt jedes Ziehen und Zerren sofort. Ich kann zu diesem Thema unbedingt Anton Fichtlmeiers Buch „Der Hund an der Leine“ empfehlen und nur den Rat geben, Geduld zu haben. Kein Welpe, ob Vizsla oder nicht, kann mit 12 oder auch 15 Wochen perfekt an der Leine laufen. Aber mit den richtigen Grundlagen und einem konsequenten Training klappt es auch bei Euch!
Unruhe und Hibbeligkeit
In vielen Rassebeschreibungen liest man zwar über das hohe Energielevel und den Bewegungsdrang der Vizslas, viele Hundebesitzer haben aber kaum eine Vorstellung davon, was dies im Alltag bedeutet. Ja, der Vizsla ist ein Energiebündel, das viel Auslauf und Bewegung braucht. Was allerdings häufig Probleme bereitet, ist nicht etwa die Lauffreudigkeit der Rasse, sondern ihre Unruhe und Aufgeregtheit. Daher ist neben der Auslastung für Kopf und Körper besonders auch das bewusste Ruhen und Runterkommen wichtig. Der Vizsla neigt sonst dazu, sich von kleinsten Geräuschen und Bewegungen ablenken und aufdrehen zu lassen und ist insgesamt angespannt und ruhelos. Ein konsequentes Boxentraining für Zuhause sowie Ruheübungen für unterwegs machen Mensch und Hund das Leben leichter.
Überschwängliche Freude
Wie war das nochmal mit ruhelos? Spätestens wenn Besuch kommt, gibt es für den Vizsla meist kein Halten mehr. Schließlich muss jeder Mensch euphorisch begrüßt werden! Leider beinhaltet das oft rücksichtloses Anspringen und viele feuchte Hundeküsschen. Bayard war bei der Begrüßung einmal so außer Rand und Band, dass er sich seine Schwanzspitze an einem Möbelstück aufgeschlagen hat. Und das führte dazu, dass ihm beinahe sogar ein Stück seiner Rute amputiert werden musste. Den Erfahrungsbericht findet Ihr hier. Es lohnt sich also, das feurige Temperament Eures Vischels unter Kontrolle zu bringen – zu seinem und zum Schutz aller anderen Menschen, die eben gerade zur Tür hereinkommen. Gewöhnt Eurem Welpen also schon früh das Anspringen ab, indem Ihr Euch einfach wortlos umdreht und ihn ignoriert. Ich habe dann gewartet, bis Bayard sich hingesetzt oder von selbst auf seine Decke zurückgezogen hat und dieses Verhalten mit einem Leckerli belohnt. Wenn es an der Tür klingelt, schicke ich ihn heutzutage mit dem Befehl „Decke“ auf seinen Platz und belohne ihn, wenn er dort geduldig wartet. Denn dann können wir uns beide freuen – und das ganz ohne schlechtes Gewissen.
Jaulen und Bellen
Es gibt Hunderassen, wie den Australian Shepherd, die mithilfe ihrer Stimme beispielswiese eine Herde Rinder zusammentreiben. Für die jagdliche Arbeit des Vizslas ist kein Einsatz von Stimme notwendig und doch habe ich kaum eine Rasse erlebt, die mehr jault, bellt und grummelt. Besonders gerne kommen die mitunter lustig klingenden Töne zum Einsatz, wenn der Vizsla mit etwas unzufrieden ist. Auch bei einer Korrektur im Training habe ich oft erlebt, dass Bayard herzzerreißend winselt und jammert, so dass mich andere Hundebesitzer auf meine vermeintlich „scharfe Erziehung“ angesprochen haben. Kenner der Rasse wissen allerdings, dass Vizslas echte Dramaqueens sein können, die jede Art von Begrenzung und Korrektur durch ihren stimmlichen Einsatz verstärken. Immerhin muss die Welt ja mitkriegen, welch großes Leid dem Hund gerade wiederfährt, weil er beispielsweise auf seine Decke geschickt wurde. Lasst Euch von einem solchen Verhalten nicht aufs Glatteis führen und ignoriert es am besten. So lernt der Vizsla am schnellsten, dass ihm der Einsatz seiner Stimme nichts bringt.
Lebensmittelunverträglichkeiten
Durch meinen regelmäßigen Austausch und die Treffen mit anderen Vizsla-Besitzern habe ich leider häufig mitbekommen, dass viele Vertreter dieser Rasse mit einem eher sensiblen Magen gestraft sind. Auch Bayard reagiert schnell mit Durchfall oder Erbrechen, wenn er zu viele Leckerlies oder menschliches Essen bekommen hat. Schlimmer ist allerdings, dass viele Vizslas unter ausgeprägten Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten leiden, die oft erst dann erkannt werden, wenn sich Symptome wie Sodbrennen, Hautentzündungen, oder Nahrungsverweigerung zeigen. Ein Allergietest gibt Aufschluss, welche Futterbestandteile der Vizsla nicht verträgt, so dass häufig eine komplette Nahrungsumstellung erforderlich ist. Auch Barfen kann eine gute Alternative sein, wenn auch Dein Hund unter Lebensmittelunverträglichkeiten leidet.
Alleinebleiben
Ich bekomme häufig Nachrichten mit der Frage, ob Vizslas gut alleine bleiben könnten. Denn leider hält sich – aus meiner Sicht zu Unrecht – das Vorurteil sehr hartnäckig, dass der Vizsla genau damit ein Problem hätte. Vermutlich liegt das an einer Missdeutung der typischsten Eigenschaft des Vizslas, nämlich seiner Vorliebe, immer ganz nah bei seinen Menschen zu sein. Und obwohl auch Bayard ein absoluter „velcro dog“ ist, der auch mir auf Schritt und Tritt folgt, hat er keinerlei Probleme mit dem Alleinesein – vorausgesetzt natürlich, er ist ausgelastet und muss nicht gerade „ein Geschäft erledigen“. Ich muss allerdings sagen, dass ich das Alleinebleiben schon sehr früh mit ihm geübt habe. Wie ich dabei vorgegangen bin, habe ich in einem früheren Blogbeitrag bereits ganz ausführlich beschrieben.
Gibt es wirklich „typische Vizsla Probleme“?
Wie Ihr seht, ist vieles von dem, was man schnell als „rassetypisches Verhalten“ abstempelt, auf mangelndes Training zurückzuführen. Aus meiner Sicht gibt es kaum ein Problem, was sich mit Konsequenz, Geduld und einem guten Trainingsansatz nicht in den Griff bekommen lässt. Auch ich habe mir gerade im Bereich „Ruhe lernen“ und „Leinenführigkeit“ immer wieder Rat bei Profis geholt und die Einzelstunden haben mir hier das Selbstbewusstsein gegeben, auch scheinbar unlösbare „Probleme“ zu lösen. Und ich bin mir sicher, Ihr schafft das auch!
Bis dahin: Stay Vizsladdicted!